E R I N N E R N , B E T R A U E R N , W A C H R Ü T T E L N
27. Januar 2025
L a n d e s w e i t e G e d e n k v e r a n s t a l t u n g
– unsere Veranstaltungsreihe steht seit 2008 für eine gewachsenetrialogisch
ausgerichtete Erinnerungskultur in Mecklenburg-Vorpommern.
Der 27 . Januar als der Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Ausschwitz
1945 wurde 1996 vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog mit
Zustimmung aller Fraktionen für die Bundesrepublik zum offiziellen
„Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus“ proklamiert – vor allem in
dem Willen, „die Erinnerung wachzuhalten für die lebendige Wirklichkeit in
Gegenwart und Zukunft“, wie er im Bundestag begründete. Die
Generalversammlung der Vereinten Nationen erklärte das Datum im Jahr 2005
zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust.
Seit 2008 steht der Tag in MV im Zeichen einer für lange Zeit tabuisierten und
verschwiegenen Opfergruppe: den Menschen mit psychischen oder anderen
Erkrankungen, geistigen und körperlichen Behinderungen, die im Rahmen der
Erbgesundheitsgesetze und der sog. T 4-Aktionen in der Zeit des
Nationalsozialismus umgebracht oder dauerhaft geschädigt wurden.
Mit der Übernahme der Macht am 30. Januar 1933 wurden die
rassebiologischen Vorstellungen der Nationalsozialisten zur staatlichen
Politik in Deutschland. Bereits ein halbes Jahr später verabschiedete die
Regierung das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses “, auf dessen
Grundlage deutsche Erbgesundheitsgerichte bis 1945 über 400.000 Menschen
sterilisieren ließen. Die Radikalisierung der NS-Rassenpolitik gipfelte in den
„Euthanasie“- Morden an kranken und behinderten Menschen. Per 01.09.1939
ermächtigte Adolf Hitler ausgewählte Ärzte, Pfleger innen, Pfleger und
Hebammen zur „Vernichtung lebensunwerten Lebens “.
1940/41 wurden reichsweit über 70.000 Patienten aus Nervenheilans talten,
auch aus dem heutigen Mecklenburg-Vorpommern, in sechs Tötungsans talten
ermordet. Zwar wurde diese geheime „Aktion T 4“ im Augus t 1941 einges tellt,
doch das Töten ging dezentral in den Anstalten weiter .
Heutigen Forschungen zufolge wurden mindestens 296.000 kranke und
behinderte Menschen in der Zeit des Nationalsozialismus bis 1945 ermordet:
durch gezielte „Ausmerze“, durch Hungerkost, in den sog.
„Kinderfachabteilungen“, wie es sie auch in Schwerin gab. Letztendlich waren
die Vergasungsanlagen in den Tötungsanstalten die Erprobungsfelder für die
dann einsetzende Massenvernichtung der jüdischen Bevölkerung und anderer
Bevölkerungsgruppen und ethnischer Minderheiten.
Wir wollen der Menschen gedenken, auf die aktuelle Forschung der regionalen
Geschehnisse schauen und den Bezug zum Heute herstellen. Mit einer Lesung
begeben wir uns auf Spurensuche und möchten uns an den heutigen
Erinnerungsorten auf dem Gelände der Klinik sowie im Kinderzentrum
Mecklenburg mit den Lehren aus dieser Zeit auseinandersetzen.
Wir laden Sie im Namen aller Beteiligten ganz herzlich dazu ein.
Im Namen der Veranstaltenden
Sandra Rieck und Karsten Giertz
Landesverband Sozialpsychiatrie M-V e.V.
Weitere Informationen zum Programm erhalten Sie hier.